Oder auch: Projekt Frankenstein
Die DM1 nach dem Auf- und Umbau.
Auf Ebay gucke ich ja auch mal genau hin. Und so habe ich eine ziemlich abgerockte Olympia 8 entdeckt. So eine Olympia 8 ist nun wirklich nichts besonderes, die wurde in großer Stückzahl hergestellt und wird auch oft vergeblich angeboten. Und auch in viel besserem Zustand, als das gerade so genau betrachtete Exemplar.
Was diese Olympia 8 aber besonders macht, und damit mein Kriterium des Alleinstellungsmerkmals gegenüber meinen vorhandenen Maschinen erfüllt, ist die Kursivschrift. Diese Olympia 8 schreibt kursiv.
Gut, wenn normale Olympias so zahlreich günstig angeboten werden, dann kann ich ja aus Zwei Eins machen und das dann in schön. Also erst mal die Olympia 8 geordert, und dann weiter geguckt.
Ein paar Tage später gucke ich in den Kleinanzeigen alte Anzeigen durch. Ich bin bei 3 Monate alten Anzeigen, also September. Gucke so und sehe da was, was mir unbekannt ist. Also mal die Anzeige öffnen. Hmm, DM 1, was ist das nun wieder. Und da fällt mir anhand der Fotos auf, das ist technisch genau meine Olympia 8, nur steckt die in einem anderen Gehäuse. Eins, das mir auch besser gefällt, weil markanter. Und mal kurz Google bemüht, scheint das auch noch eine in geringen Stückzahlen produzierte Maschine zu sein. Fast schon eine Rarität.
Haben wir hier eine aus Zwei mach Eins Situation? Aus einer seltenen DM 1 mit normaler Schrift, eine noch seltenere DM 1 mit kursiver Schrift machen? Das ist nicht mal ein Frevel, die DM 1 wurde in mehreren Schriftartan angeboten, Kursivschrift war eine davon.
Also das ist eine Möglichkeit, die ich mal prüfe. Voraussetzung ist nämlich auch, dass ein paar Tasten, oder auch nur die Tastenköpfe, tauschbar sind. Das Layout unterscheidet sich. Prüfen kann ich das an der Olympia, die ja zum Schlachten ist.
Was die Olympia und die DM 1 gemeinsam haben ist die gute Qualität und der Schreibkomfort. Bei der DM 1 bewegen sich fast alle Tasten und auch das Farbband ist noch nutzbar. Die tippt sich fast so leicht wie die Mercedes. Tatsächlich kann man das ändern, auf der Rückseite ist ein Drehknopf, mit dem man die Anschlagskraft erhöhen kann. Für die, die das bisher so gewohnt waren, so stehts im Prospekt. Verrückt. Bei der DM 1 ist sogar das Gummi der Walze noch nicht ganz hart. Auch ist innen nur wenig Dreck drin. Es sieht so aus, als hätte sich jemand drum gekümmert. Die ist bedingt wohnzimmertauglich so wie sie ist. Die Tasten sind nicht abgegriffen, die Beschriftung gut lesbar. Und die passenden Farbbandspulen und darauf die kleinen Kurbeln sind ebenfalls vorhanden. Einfach perfekt, solange ich keine versteckten Mängel entdecke. Man weiß ja nie.
Die Maschine des deutschen Mechanikers. Unbedingt zeitgenössisch.
Olympia 8 – Bestandsaufnahme und schlachten
Die Olympia tut mir ja fast schon ein bisschen Leid. Aber es sind sicher schon bessere auf dem Schrott gelandet. Diese hier darf wenigstens in Teilen weiterexistieren. Sie ist unrettbar:
Nicht nur Rost und Gammel, sondern auch ein Rahmenbruch. Da wurde mal das Segment gehalten.
Ich habe nun nach einem Weg gesucht, die Typenhebel zu bergen. Also zunächt mal das Segment gelöst. Das hätte ich mir sparen können. Und das ist mein Glück, das wird so frickelig, das hätte ich meiner gut erhaltenen DM 1 nicht antun wollen.
Statt dessen muss man nur diesen Draht ausfädeln:
Der ging sogar ungeschmiert raus. Erst an einem Ende einen stumpf gehämmerten Nagel mit sehr(!) leichten Schlägen vorsichtig(!) eintreiben, dann kommt der Draht am anderen Ende ein Stück raus. Das kann man dann mit einer Zange greifen. Die Typenhebel haben dann keinen Halt mehr und lassen sich leicht entnehmen. Ich lege sie mal über Nacht in Petroleum ein. Zusammen mit der einen Farbbandspule, die noch dabei war. Die sind speziell, und ein Ersatz immer willkommen.
Da sich das Tastaturlayout an der DM 1 ändert, brauchte ich ein paar Tasten. Die sind nur gesteckt und leicht zu entfernen. An der DM 1 wollte ich das nicht zuerst ausprobieren.
Und wenn man schon Mal etwas an einer Schlachtmaschine ausprobieren kann ohne Schaden befürchten zu müssen, dann kann man auch mal gucken, wie man die Walze aus- und wieder einbauen kann.
Das ging ganz einfach, nur die Griffe abschrauben.
Hier ist nun der traurige Rest von dem armen Ding:
Für meine Sammlung alter Schrauben ist hier noch einiges zu holen.
Jetzt aber werden die Typenhebel erst mal poliert und kontrolliert, bevor es an die DM 1 geht.
Rechts die polierten Typenhebel, wie man hoffentlich erkennen kann. Ich verwende Stahlwolle ‘000’, und eine rotierende Messingbürste im Proxxon für Kanten und die Reinigung der Typen. Das geht ganz gut, ist aber auf die Dauer anstrengend. Die fertig polierten Typenhebel werden mit Petroleum wieder vor Rost geschützt. Vor allem mögliche Reste von Stahlwolle-Abrieb können über Nacht Rost ansetzen und die Typenhebel damit ‘anstecken’.
Nur schon mal als Vorgeschmack: Alte Schriftart und die Kursivschrift am Beispiel eines von Hand gesetzten ‘F.f‘:
Die Buchstaben sind unerwarteterweise größer als die alten. Die Kleinbuchstaben sind sehr geschwungen. Wenn der Austausch funktioniert wird das sehr besonders.
Da auch die Buchstabenbreite größer ist, muss die Schrittweite durch Austausch weiterer Teile angepasst werden. Alleine hier sieht man schon den Unterschied:
Diese Teile müssen also aufpoliert und eingebaut werden. Die Tabulatorenleiste ist auch dabei. Zum Glück ist die bei der Olympia in gutem Zustand:
Das geht ja noch, ist noch übersichtlich. Nur leider werden da ein paar glänzend verchromte Teile gegen ein paar aufpolierte rostige Teile zu tauschen sein.
DM 1, Reinigung, Durchsicht und Umbau
Die DM 1 habe ich bereits in Verwendung, die ist in einem guten Zustand bei mir angekommen. Ich konnte sie ja selber abholen. Einige Typenhebel waren schwergängig, was sich aber mit Pinsel und Petroleum beheben ließ. Sogar das alte Farbband habe ich einfach drin gelassen. Aber auch den Staub. Das wird nun als Erstes geändert. Wenn später die Typenhebel ausgebaut sind, wird ein noch besserer Zugang zum Schmutz da drunter möglich sein.
Ein fast feierlicher Moment: Jetzt können die neuen Typenhebel rein.
Mit Licht von hinten sieht man, wo das Drahtende steht, das die Typen festhält.
Das Ergebnis ist, sagenwirmal, es bietet neue Herausforderungen. Ich hatte es schon befürchtet, aber nicht erhofft: Die Typenhebel müssten alle zurechtgebogen werden. Bei den alten Typenhebeln oben im Bild sieht man, dass die stark nach vorne gebogen sind.
Auch nach ‘kreativem Justieren’ der Maschine war dieses Ergebnis nur mit hartem Anschlag zu erreichen.
So sahen die Werkzeuge aus, die die Mechaniker früher dafür verwendet haben. Mir gefällt das nicht, das wird nie im Leben ein gleichmäßiges Schriftbild ergeben, wenn ich da ohne Erfahrung dran gehe.
Erst mal Stop.
…
Heute morgen fiel mir eine vielleicht perfekte Lösung ein, und ich habe einen Test gemacht: 15 Blatt Papier eingelegt. Die passten problemlos rein und die Walze bewegt sich auch ungehindert.
Darauf dann die Tasten angeschlagen:
(Schwaches Farbband)
Tja, wenn die Typen nicht zur Walze kommen wollen, muss die Walze eben zu den Typen kommen. Mit einem größeren Durchmesser der Walze passt es. Also 1-2 Lagen Schrumpfschlauch und das Problem ist erledigt. Das gibt auch eine weichere Walze und damit schöneres Schriftbild und leisere Anschläge.
Die Walze auszubauen ist bei dieser Maschine einfach. Es wurden dann 2 Lagen Schrumpfschlauch. Ein paar Extra-Blätter Papier einzulegen hilft aber immernoch.
Das ist jetzt das Ergebnis. Wie man sieht stimmt nun auch die Zeichenbreite. Alle Teile, die damit zusammenhängen, sind von der Olympia übernommen.
Manche Tasten brauchen schon einen härteren Anschlag. Mit einem frischen Farbband sieht das sicher besser aus. Um mal einen Brief im Zweifingerverfahren in Kursivschrift zu schreiben sicherlich eine interessante Maschine. So einen Umbau würde ich aber nicht noch einmal machen.