Die Adler Favorit stand noch keine halbe Stunde auf Ebay für 20 Euro plus 7 Euro Versand, dann hatte ich schon den Sofortkauf-Knopf gedrückt. Die gefiel mir auf Anhieb. Das ist doch mal ein markentes Design. Ein Bauhausdesign vom Designer Walter Gropius, wie im Netz nachzulesen war. Sehr schön!
Sie ist vermutlich das Nachfolgemodell für die Klein-Adler 2. Von der Klein-Adler 1 und 2 und verwandten Adler 7 schwärmen viele Sammler aufgrund der Stoßhebelmechanik. Und ich verstehe nun warum. Das tippt sich wirklich sehr leicht. Und gleichmäßig, schwungvoll. Wirklich sehr angenehm.
Das Design unterscheidet sich stark von Adler 7 und Konsorten durch das markant kantige Gehäuse im grauen Schrumpflack mit erhabenem Adler-Logo. Fast schon martialisch, gab es aber auch in schwarz glänzend mit goldenem ‘Favorit’-Schriftzug. Aber glänzend Schwarz habe ich nun oft genug. Und die Klein-Adler sowei die Adler 7 haben mir vom Design her nicht gefallen. Ausserdem hat die Favorit eine vollständige 4-Zeilen Tastatur mit deutschen Umlauten. Das ist bei mir Pflicht.
Eine Reisemaschine ist sie aber nicht, dafür ist sie zu schwer. Als verstaubare Tischmaschine würde ich sie einordnen.
Mittelgroße Stoßstangenmaschine der Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer AG in Frankfurt am Main.
Die Maschine konnte sowohl als Reiseschreibmaschine als auch als Büroschreibmaschine, insbesondere in kleineren Betrieben verwendet werden. Die “Favorit 2” schrieb im Vorderaufschlag. Sie hatte 42 Tasten, mit denen mittels einfacher Umschaltung 84 verschiedene Zeichen zu Papier gebracht werden konnten.
Gebaut wurde die “Favorit 2” von 1938 bis 1952.
Maschinendaten:
Bezeichnung: Adler Favorit 2
Technik: Stoßstangenmaschine mit Vorderaufschlag und einfacher Umschaltung
Erscheinungsjahr: 1938
Hersteller: Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer AG, Frankfurt a.M.
Durch den Vorderaufschlag sieht man nicht so gut was man gerade schreibt. Wenn man auf Großbuchstaben umschaltet sieht man gar nichts, dann ist das Farbband die ganze Zeit davor.
Hinter der Maschine lag im Koffer ein abgebrochenes Stück eines Gußteils. Ansonsten war der Zustand erstaunlich gut. Sehr sauber. Es war nicht viel zu tun, um daraus ein Juwel zu machen.
Hier die Stoßstangenmechanik und
Hier das angetretene Publikum 🙂
Nur ein paar Kleinigkeiten
Die Walze war so hart und glatt, dass das Papierblatt darin haltlos herumrutschte. Also musste die Walze raus und mit einem Schrumpfschlauch eine neue Gummiersatz-Schicht bekommen. Das ist inzwischen eine leichte Übung. Natürlich waren die beiden Madenschrauben, die die Achse in der Walze halten, bereits vergnaddelt. Ich musste sie ausbohren. Neue Gewinde in M3 und selbst gefertigte Madenschrauben sind jetzt der Ersatz.
Das war schon die größte Baustelle. Die Klingel klingelte nicht, hier und da hakte was, alles schnell erledigt. Die Stoßhebel brauchten die übliche Reinigung um klemmfrei zu werden.
Auf der Unterseite war wie erwähnt ein Stück Guß abgebrochen. Das war die Halterung für eine der Füße. Daran mache ich nichts, ich habe hier einen Filzfuß hingeklebt. Den Fuß und das abgebrochene Gußstück befestige ich in der Maschine, falls da mal jemand was dran reparieren will.
Abgebrochen.
So soll das aussehen.
In der Maschine eingelagert und für die Zukunft erhalten.
Doch noch Probleme
Nach einer halben Seite Schreibübungen fing der Transport der Walze an zu hakeln. Ausserdem ist das Schriftbild von den aussen liegenden Typen verschmiert:
Das ist wohl systembedingt, liegt vielleicht auch genau an meinem neuen Überzug aus Schrumpfschlauch? Federt zu stark? Schön ist das nicht.
Gegen das Hakeln des Schlittens kann ich aber wohl was machen.
Die Rückschritt-Taste tuts auch nicht, vielleicht bekomme ich das auch noch hin.
Na geht doch! Was wars? Genau die Probleme mit der Walzenbewegung.
Hinter der Glocke sind zwei gekonterte kleine Muttern, die müssen ganz genau eingestellt werden. Bewegen sie den Hebel darunter zu wenig, bewegt sich der Schlitten nicht. Stellt man das zu stramm ein, bewegt sich der Schlitten erst ein bisschen rückwärts, bevor er den Schritt vorwärts macht.
Ausserdem habe ich den Schrumpfschlauch wieder entfernt. Das war wohl zu viel des Guten. Die Walze fein angeschliffen gibt dem eingelegten Papier nun auch ausreichend Halt.
Die Rückschritt-Taste funktioniert jetzt auch. Ein Führungsblech war verbogen. Das war alles. Ich habe den Eindruck, an der Maschine war jemand sehr dilettantisch zu Gange. Immerhin war sie sauber.
Jetzt bin ich zufrieden. Die Adler lässt sich angenehm tippen und kann in meine Maschinenschreibübungen integriert werden. Hier wechsele ich zur Zeit am liebsten mit der Hermes Baby ab.
Der Koffer hat gelitten
Der Koffer braucht auch etwas Zuwendung. Hauptsächlich muss mit Holzleim wieder für Stabilität gesorgt werden. Ohne Koffer hätte ich die Maschine nicht gekauft, also muss der nun auch wieder stabil werden. Aus dem Haus mitnehmen werde ich die Adler aber wohl kaum.
Hab ich erwähnt, dass ich dieses Bauhausdesign so richtig schick finde? Ja, das ist es!