Schallwände mit Saba Greencones

Passend zu meinen Dipol-Bässen setze ich ein weiteres Projekt aus bereits länger im Regal wartenden Lautsprecher-Chassis um: Hoch/Mittelton- Schallwände aus Saba Greencones.

Update nach 5 Jahren: Ich bin immernoch sehr beeindruckt. Wie nachfolgend geschrieben:
Update nach einem Jahr: Die Kombination aus den hier beschriebenen Schallwänden mit den Dipol-Bässen erstaunt mich auch nach einem Jahr immer wieder. Klang und Räumlichkeit gefallen mir sehr gut. Es gibt keine Resonanzen, keine Störungen, keine Auffälligkeiten. Egal mit was man diese Kombi füttert, es perlt einfach ganz locker in den Raum. Akustische Instrumente: Wie live auf der Bühne. Beeindruckende Bässe ohne Übertreibungen. Und das alles bei Zimmerlautstärke. Ich denke, dass ich für meine Hörgewohnheiten und meinen Hörraum das Optimum gefunden habe und noch lange beeindruckt sein werde.

Die Saba Greencones stammen aus einer alten Musiktruhe. Ein Vorbild zu meinem Vorhaben gibt es auch: http://www.dipolplus.de/Saba_greencone.html

Klanglich bin ich mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Das sind keine Partylautsprecher. Für Jazz, Klassik und allgemein akustische Instrumente sind die aber wirklich hervorragend. Schon bei unterer Zimmerlautstärke erzeugen die ein sehr vollständiges Klangbild. Genau das war das Ziel.

Die Schallwände baue ich eher massiv. Grund: Ich mag überhaupt keine Resonanzen. Konzepte wie die Rondo oder das Saba Cello, mit dünnwandigen Resonanzgehäusen aus viel Holz, sind zwar reizvoll. Aber ich komme damit nicht gut klar. Die hölzernen Resonanzen sollen im Musikinstrument entstehen -Cello, Gitarre, Geige oder was auch immer- und somit Teil der Aufnahme werden. Aber die Wiedergabe sollen dann die Lautsprechermembranen alleine schaffen. Resonierende Gehäuse, die da mehr hinzufügen als in der Aufnahme vorhanden ist, brauche ich nicht.
Ich habe das sogar ausprobiert und mir einmal die Breeze nach Klang+Ton gebaut. Nach zwei Tagen hab ich die aufgegeben. Auch ein altes Röhrenradio habe ich mit dem typischen resonierenden Gehäuse. Das verwende ich nur mit reduziertem Bass, und damit unterhalb einer gewissen Resonanzschwelle, und nur bei passender Musik, z.B. alter Jazz und Beatles. So ist das eine gelegentliche Abwechslung. Aber sonst, keine Resonanzen bitte. Nicht mal als Transmissionline, Horn oder ähnliches. Und manchmal hat mir Bassreflex schon zu viel Resonanz.

Daher werden meine Schallwände etwas dicker. Ich schichte 6mm Kiefernsperrholz (auch wegen der Optik) auf 16mm MDF und auf die Rückseite kommt noch eine Lage 6mm Kiefernsperrholz. Also 28mm insgesamt. Das erhält dann mehrere Schichten Parkettlack.
Die Zuschnittmaße waren 85x25cm. Die unteren 25cm der Länge trenne ich dann unter einem Winkel von 12 Grad ab und füge sie als Standfuss wieder an.

Einfacher gehts kaum. Das könnte man an einem Tag fertig bekommen. An dem Stützsteg in der Mitte montiere ich noch Schraubklemmen, wenn ich welche bekomme.
Die großen Chassis sitzen genau mittig. Den SABA-Schriftzug hatte ich noch von der Musiktruhe aufgehoben.
Hier sind nicht nur Kondensator und Kabel original Saba, auch das Lötzinn ist aus den 1960ern. Ein Flohmarktfund, den ich nur sparsam verwende.
Alleine schon wegen der Optik ein Gewinn.
Rückseite des Hochtöners im Gegenlicht der Sonne.

Angeschlossen habe ich die Sabas und die Dipol-Bässe dann über ein miniDSP 2×4 an eine Yamaha M35. Das ist eine 4-Kanal Endstufe, die damals für Satellitenlautsprecher gedacht war.
Die Sabas sind selbst zwar zweiwegig, aber durch die eigene Frequenzweiche kann ich sie als Einweglautsprecher verwenden. Die beiden 2,2µF Originalkondensatoren hatte ich nachgemessen und sie haben nur leicht erhöhte Kapazitätswerte. Sie sind also noch gut, und werden sich wohl noch ‘einspielen’ nach vermutlich jahrzehntelanger Spielpause. Vermutlich werden auch die Saba-Chassis nach einiger Spielzeit an klanglicher Qualität gewinnen.

In der DSP habe ich die Frequenzweiche auf 400Hz Trennfrequenz eingestellt. Im Bass und in den Höhen hatte ich noch den Pegel im Equalizer um einige dB aufgezogen. Nun klang es schon sehr ordentlich. So ordentlich, dass ich den Rest des Tages Musik gehört habe statt mit Frequenzgangmessungen zu beginnen.

Hier eine erste Messung, einmal die nach Gehör eingestellte Kurve, und was ich durch nachregeln daraus gemacht habe. Ich kenne mich aber damit überhaupt nicht aus und sollte mich damit eingehender befassen:

Die größte Anpassung war bei der Trennfrequenz. Ich verwende nun steile 48db BW Filter und lasse die Sabas bei 300Hz einsetzen, die Bässe bei 400Hz abregeln. Das hat die Senke begradigt, die sich bei 400Hz zeigt.
Die Überhöhung bei 220Hz habe ich gezielt zurückgeregelt (280Hz -5dB). Bei 50Hz 2dB und bei 8kHz 8dB hochgeregelt. Dann die Sabas insgesamt um 4dB leiser gemacht, da deren Pegel zu hoch war gegenüber den Bässen.
Das wars.
Nun klingt es harmonisch. Ich wundere mich über den steilen Abfall oberhalb 10kHz. Vieleicht hängt das mit der Mikrofonposition bei der Messung zusammen, die war etwas zu tief unterhalb Ohrhöhe. Dass ich die Sabas genau auf Hörposition einrichten sollte, habe ich schon bemerkt gehabt. Die Hochtöner bündeln ja sehr eng.

Aber die 400.000er Regel wird eingehalten: Untere Frequenz * obere Frequenz = 400.000. Ob das bei 20Hz * 20.000Hz ist oder bei 40Hz * 10.000Hz, für das Hirn ist es harmonisch.

An dieser Stelle ein ausdrücklicher Dank an Rudolf Finke für seine geleistete Arbeit!