Fernschreiber #1: Siemens T68d aus den 1950er Jahren


Der T68d ist ein Steifenschreiber, das heisst er schreibt nicht auf einem Blatt, sondern nur auf einem schmalen Streifen. Es gibt ihn in verschiedenen Ausstattungsstufen: Mit/ohne Wählscheibe, mit Lochstreifenstanzer, mit Lochstreifenleser und mit Lokalbetrieb, bei dem man einen Lochstreifen vorbereitend stanzen konnte, um ihn dann schnell zu senden. Jeder ‘Anruf’ kostete Geld im Minutentakt.
Mein T68 hat alle diese Features. Sogar eine eingebaute Klingel gibt es, mit dem man das ‘Bedienpersonal’ am anderen Ende an die Maschine rufen kann. Ein identisches Modell ist hier zu sehen:

Zur Historie schreibt die Ebay-Verkäuferin:
Mein Vater ist Postbeamter a. D. und hat den Fernschreiber Mitte der 80er von seinem damaligen Chef geschenkt bekommen. Er stand dort wohl lange Zeit im Bundespostministerium in Bonn in einer Vitrine und als mein Vater in Pension ging, bekam er ihn als Abschiedsgeschenk. Bei uns selber stand er seitdem auch als “Dekostück” auf einem Tisch.

Das ist ja mal eine Historie!

Die Maschine war erst mal völlig ohne jede Funktion. Mechanisch sah sie aus wie frisch geölt. Elektrisch tat sich nichts. Immerhin war das originale Anschlusskabel noch dabei, das fehlt oft.
Auf der Fehlersuche habe ich die Maschine in ihre Module zerlegt und gut kennen gelernt.
Mit Hilfe des Forums konnte ich den Fehler finden. Ein Kondensator hatte seinen Alubecher gegen das Chassis kurzgeschlossen, weil da die Isolierung drumrum zerbröselt war.

Hier war der Kurzschluss.

Das Chassis hat positive Masse, der Elko aber natürlich den Minuspol aussen. Als das behoben war gab der T68 erste Lebenszeichen von sich und konnte am I-Telex angeschlossen werden. Fernschreiben abschicken funktionierte, Fernschreiben empfangen hatte viele Ausfälle. Also noch mal alles genauer durchsehen. Hier eine Zusammanfassung, was gemacht wurde:

  • Die erwähnten Kondensatoren am Ende der Schaltgruppe wurden mit dünnem Plastik (Quarkbecher) umhüllt.
  • Der Netzfilter FE2 wurde erneuert, da dieser typischerweise kurz schliesst, wenn er ein gewisses Alter erreicht hat. Dann fliegt nicht nur die Sicherung im Haus, auch Relaiskontakte können verschmoren.
  • Das Anschlusskabel wurde neu verkabelt, weil die Isolierung schon brüchig wurde.
  • Die Bodengruppe enthält den Lokaltaster und Schalter für den Papierstand. Die Verkabelung musste komplett erneuert werden, da war irgendwo ein Wackelkontakt oder Kurzschluss drin.
  • Natürlich mussten auch die Relaiskontakte gereinigt werden.
  • Und schliesslich musste das Telegraphierelais geöffnet und justiert werden. Das bistabile Relais hatte einen größere Schaltwiderstand um zur Empfangsseite zu wechseln als zurück zur Sendenseite. Es soll aber jeweils umschalten, wenn der Linienstrom von +5mA auf -5mA wechselt, und umgekehrt. Das war die Ursache für die Empfangsstörungen, es hat einfach nicht geschaltet. Es musste nur minimal justiert werden, um in beide Richtungen gefühlt gleich leicht zu schalten. Das hat auch ohne Messmittel gut funktioniert. Der Kontaktabstand soll 0,3mm betragen, was ich auch nur per Augenmaß eingestellt habe.
  • Die Druckfarbrollen mussten mit WD40 reaktiviert werden.


Das Telegraphierelais.

Jetzt leuchtet noch die Glimmlampe über der Tastatur dauerhaft, was sie nicht tun soll. Vermutlich weil der Linienstrom im Ruhezustand zu gering ist (bzw. die Linienspannung von 80V aus dem I-Telex zu gering für den anspruchsvollen T68, der gerne auch 120V nimmt) und das AZ-Relais nicht schaltet. Da das sonst keine Negativwirkungen hat, bleibt es so.

Der T68d ist im i-Telex zu erreichen unter der 43011.