Modellbau: America³ – ein America’s Cup Racer von 1992


 

1992 gewann die America³, gesprochen: America cube oder kurz: A3 ‘ai-three’, den America’s Cup der 42 Meter Yachten. Davon gibt es noch einige lange Videos auf Youtube.

Ich war mal wieder auf der Suche nach einem neuen Bauprojekt. Der Bauaufwand sollte sich in Grenzen halten, möglichst schon nach einem Monat sollte das Boot fahrbereit sein. Detailarbeiten können dann noch offen sein. Also ein Bausatz? Sowas gibt es kaum noch, erst recht nicht bezahlbar. Also half wieder die E-Bucht: Dieser Bausatz einer America 3 wurde für überschaubares Geld angeboten, dickes Segelverstellservo inclusive. Ein unberührter Bausatz von 1994 aus den USA. Es gibt noch keine Webadressen auf der beiliegenden Anleitung. Man findet im Netz auch so gut wie nichts über das Modell. Der Hersteller ist in den USA gut bekannt. Das Modell aber ist anscheinend selten gebaut worden.

Dann blieb der Bausatz bei mir aber auch erst mal 9 Monate liegen…

Der hier gezeigte Aufbau zog sich in mehreren Bauphasen über mehrere Jahre hin. So ist das halt manchmal…


Ein erster Überblick:
Der ABS-Rumpf ist sehr dünn, mir ist das nicht geheuer, da vielleicht nicht kollisionsfest. Daher wird der von innen mit 1-2 Lagen 80er Glasgewebe verstärkt. Dazu eignet sich Acrylharz besser als Epoxy: Acryl Laminierharz SKresin 1680 mit BP Härterpulver zum Laminieren und Reparieren. Den weiteren Innenausbau kann man da drauf dann mit gewohnten Epoxyklebern machen.
Das beigelegte Deck ist praktisch, aber nicht schön und weit entfernt vom Original. Ich baue ein eigenes aus dünnem Sperrholz und mit annähernd der Plicht des Originals. In den Plichtboden wird die Zugangsöffnung eingelassen. Die Detaillierung mit Steuerrädern und Winden ist dann ein Winterprojekt.
Das Kielschwert fehlt, ein Sperrholzteil. Die Breitenmaße kann man herleiten, die Länge nicht. Die muss ich selbst bestimmen. Sonst scheint der Bausatz komplett.
Obwohl der Hersteller einen schnellen, anfängertauglichen Aufbau verspricht, finde ich den Bausatz recht anspruchsvoll. Zumindest wenn man es ‘ordentlich’ machen will. Für heutige Verhältnisse (Fertigmodelle, CNC-Fertigung…) ist der Aufwand hoch.

Das Baukastenmodell entspricht nur mäßig dem Original. Daher wird durch einige zusätzliche Detailarbeiten versucht, der ‘Anmutung’ des Originals näher zu kommen.

Los gehts:

Mit GFK verstärkter Rumpf, und ebenso die Steuerblattflächen. Das Acrylharz stank gewaltig, 24 Stunden lang. Wegen kalter Nachttemperaturen konnte es erst ab dem nächsten Mittag draussen gelagert werden. Die Gewichte verhindern, dass es im Wind wegfliegt.

Das Kielschwert ist aus drei Lagen 1,5mm Flugzeugsperrholz zusammengesetzt, damit es auch nicht krumm wird. Es bekam noch eine Lage GFK. Abweichend vom Bauplan werden die Bleihälften seitlich flächig aufgeklebt. Die beiden dunklen Stücke sind nur Füllmaterial.

Der Kiel im Rohbau, ganz rechts im Bild der Schwertkasten. Die Bleigewichte gehörten zum Bausatz, waren aber schon auseinander gebrochen im Laufe der Zeit. Daher meine Konstruktionsänderung, sie brauchten eine stabile Unterlage.
Die Befestigungsschraube aus dem Bausatz habe ich nicht verwendet. Diese hat ein Zollgewinde, für die Flügelmutter würde ich keinen Ersatz bekommen, wenn die mal verloren geht. Also habe ich eine M5-Schraube aus Edelstahl eingesetzt.
Der Kiel wiegt jetzt 2,1kg und ist ab Unterkante Rumpf ca. 330mm lang. Ob das in irgendeine Rennklasse passt weiß ich nicht, es ist für mich auch nicht wichtig.


Steuerblatt nach Bauanleitung mit Epoxy zusammengeklebt. Im Hintergrund sieht man, dass am Rumpf die Balkweger aus Holzleisten bereits eingeleimt sind.

Der Decksaufbau weicht stark vom Baukastenzustand ab, da ich eine originalgetreue Plicht bauen will. Mangels genauer Zeichnungen gestalte ich diese nur nach Fotos und Screenshots von Youtube-Videos. Die Gesamte Plicht wird als Decksöffnung abnehmbar gestaltet. Die seitlichen Unterzüge im Bild oben deuten die spätere Öffnung schon an. Reichlich Platz für dicke Finger. (Die durchgesägte Querstrebe war vom Baukasten und wurde auch zuerst komplett eingeleimt, um die Rumpfform richtig auszubilden. Die diagonale Strebe am Heck ist nur provisorisch.)

Schwertkasten eingeklebt und zusätzlich mit Harz/Baumwollflocken-Gemisch ausgekehlt.

Das Steuer kam noch hinzu und wurde am Kiel ausgerichtet. Der Bootsständer entstand aus alten Faltbootholz, also aus Esche.

Irgendwann war auch das Deck mal geschlossen. Was mir nicht gefiel war das Heck. Die Form der Seitenflächen weicht stark vom Original ab. Das musste ich ändern:

Also wurde erst mal Material anlaminiert. Das kann dann schön ausgeschnitten und mit Spachtel in Form gebracht werden.

Hier noch schnell ein Blick auf die Decksluke im Rohbau mit konisch gestellten Rändern.

Lackierfertig geschliffen und grundiert. Die Grundierung ist ein Filler/Haftgrund, der auf die angeschliffenen Flächen mehrfach aufgesprüht und nass geschliffen wurde. Für eine Spritzlackierung wäre das Ergebnis immer noch nicht makellos genug gewesen. Hab auch keine Lackierkabine, also wird eine Spritzlackierung auch niemals wirklich gut. Ich bevorzuge daher eine gerollte Lackierung und verwende einfachen Acryllack. Die Lackierung ist seidenmatt, da ‘Hochglanz’ mir nicht modellgerecht erscheint.

Das Heck sieht jetzt schon besser aus, als es der Baukasten vorgegeben hatte. Wenn auch es deutlich stumpfer ausläuft als im Original. Und das gefiel mir dann doch nicht. Also habe ich das geändert:

Leichtes Holz angeklebt. Der Rumpf wird damit um ca. 40mm verlängert.

Mit Polyesterspachtel für schleifbare Masse gesorgt. Von unten angebrachtes Klebeband sorgt für zusäztliche Formgebung.

Auf der Unterseite zwei Lagen 80er Glas. Dann viel schleifen und spachteln.

Vorher und nachher: Sieht doch viel besser aus.

Nun ensteht die Plicht als Deckel. Zuerst ein Rahmen, der am Ende dicht zum Rumpf abschliessen soll.

Dann 16mm tief der Plichtboden. Der Schlumpf ist nicht ganz maßstabsgerecht, die 16mm auch nicht. Es reicht optisch aber aus. Eine tiefere Plicht fasst mehr Wasser, was die Segeleigenschaften verschlechtern könnte.

Weiter gehts mit dem Rand, der…

…bündig zum Deck sitzt.

Die Aufkleber des Bausatzes waren mir zu schlecht. Ich nutze sie als Schablone zum lackieren.

Die Bearbeitung mit dem Skalpell ging schneller als man meinen könnte.

Schablone aufgeklebt und dann zuerst mit weißem Lack vorgestrichen, damit der blaue und rote Lack nicht unter die Schablone kriechen kann. Das gibt scharfe Ränder. Dann 2x blau und rot. Den Lack habe ich jeweils mit dem Pinsel stumpf aufgetupft.

Die Schablone wurde abgezogen, sobald der Lack grifffest war. Also recht zeitig, nach gut einer halben Stunde.

Mit ein paar weiteren Details wirkt das Boot schon lebendiger.

Einige Details fielen in meiner Fotosammlung zum Originalboot besonders auf, und so wurden diese nachgebildet. Es kommt nicht auf eine exakte Nachbildung an, sondern es soll die ‘Anmutung’ des Originals nachempfunden werden, soweit das in einem vernünftigen Rahmen möglich ist.

Das ‘Servobrett’ ist eingeschraubt, und somit austauschbar.

Der Akku passt auch auf die Unterseite. Liegt er oben, kann ich ihn besser zum Laden herausnehmen.

Der Plicht-Deckel hatte schon einen Unfall und musste repariert werden. Schöner ist er dadurch nicht geworden, geht aber… Die Arretierung fehlt noch.

Und das ist der aktuelle Zwischenstand. Da Segel und Takelage für mich Neuland sind, möchte ich keine Aufbauhinweise dazu schreiben. Man sieht hier aber, dass der Großbaum nicht dem Baukasten entspricht. Ich habe einen neuen aus Esche gebaut, der mehr dem Original entspricht. Alles Andere ist Baukasten-Zustand. Ich betrachte das mal als Erstausstattung. Gut möglich, dass ich mit zunehmender Erfahrung mein eigenes Rigg entwickele, bzw. mir dazu Rat hole.
Mast und Bäume wurden schwarz gebeizt. Der Mast muss aus zwei Teilen zusammengeklebt werden. Die beiden Teile wurden also vor dem Verkleben gebeizt. Wo einmal Klebver dran ist, kommt Beize nicht mehr hin. Lackiert wurde dann mit mehreren Schichten Bootslack. Man sieht also die Holzmaserung. Ein bisschen Holz musste einfach sein.