Klein und fein, diese Erika.
Die transportablen Schreibmaschinen der Vorkriegszeit können schon faszinieren. Im Vergleich zu den ‘Koffermaschinen’ der 50er/60er ist das hier ein Köfferchen. Da wurde echte Entwicklungsarbeit geleistet.
Das Vorgängermodell zu dieser Erika hatte einen Klappmechanismus, mit dem man den Teil mit der Walze über die Tastatur klappen konnte. Es wurden ausserdem Tasten eingespart, es gab nur drei Tastenreihen, jede Taste war dreifach belegt. So wurde mit viel Raffinesse ein möglichst geringes Packmaß angestrebt.
Präsentation ist alles: Die beiden teilen sich das neue Schreibmaschinenregal.
Die Erika Modell 5 war die erste Erika mit vierreihiger Tastatur. Mir sagen die dreireihigen nicht zu, auch wenn manche Sammler die bevorzugen. Zum schreiben ist mir das zu unhandlich. Den Klappmechanismus gibt es auch nicht mehr, dafür wurde die Walze sehr niedrig angebracht. Das ergab ein flaches Paket.
So kam die Erika bei mir an. Hier ist sie schon aus dem Koffer entnommen. Der Koffer ist leider reichlich abgenutzt. Das wird ein zusätzliches Projekt.
Modell und Baujahr zu ermitteln, war anhand der Seriennummer nicht ganz eindeutig, aber sollte stimmen. Die Maschine ist natürlich innen mit dem üblichen Staubfilz bedeckt. Ausserdem fiel sofort auf, dass das Gummi der Andruckrollen in Auflösung begriffen ist. Genauer gesagt, es hat sich schon mal verflüssigt und ist dann ausgehärtet. Ich kenne das von Faltboothäuten aus der gleichen Zeit. Ausser diesem Problem scheint die Erika nur eine gründliche Reinigung zu brauchen.
Hier dreht sich nichts mehr.
Die Walze bekommt wieder Schrumpfschlauch verpasst. Nach einem ersten Versuch zeigte sich, dass der Durchmesser der Walze zu kritisch ist. Ich musste sie erst noch um 1,5mm abdrehen.
Wie man sieht, sind die Tastenanschläge sogar noch nach dem Abdrehen sichtbar. Das Gummi wurde nachhaltig geformt. Mit dem neuen Schrumpfschlauch sieht es aus wie neu.
Die Überreste der Andruckrollen habe ich auf 6mm abgedreht und dann 6 Lagen Schrumpfschlauch darauf aufgebracht.
Das ergab 9,5mm Durchmesser und hat gepasst. Es funktioniert einwandfrei.
Die Mechanik ist so wie ich mir das vorstelle: Simpel, und mit präzisen Hebeln und Gelenken. Keine Draht-Schubstangen wie bei der Royal. Das macht alles einen gut verarbeiteten, präzisen Eindruck.
Beim Schreiben muss man schon einige Kraft aufbringen. Die Mercedes ist hier konkurrenzlos leichtgängig. Das ist aber auch eine andere Liga.
Ein ‘A’ machte beim Reinigen einen Abflug:
Es sah so aus, als wäre schon mal ein Versuch unternommen worden, es anzulöten. Ich vertraue jetzt lieber modernen Klebstoffen: Flüssigmetall.
Das Köfferchen der Erika war in einem desolaten Zustand, aber immerhin noch vorhanden. Von der Stoffbespannung hatten sich alle möglichen Kanten gelöst oder waren abgestossen. Diese wurden früher mal mit schwarzem Klebenband überklebt. So konnte ich das natürlich nicht lassen.
Also wurden die Klebestreifen vorsichtig gelöst und alle noch vorhandenen losen Reste der Originalbespannung sehr sorgfältig mit Pattex wieder an das Holz und Metall geklebt. Dann wurden alle Stellen, wo noch rohes Holz sichtbar war, und alle Stellen wo vom ehemals losen Stoff die Farbe weggebröselt war, mit verdünntem Weißleim getränkt. Der Weißleim wurde nach kurzer Einwirkzeit feucht abgetupft. Das wars schon. Nun sieht das Köfferchen abgegriffen, aber intakt aus. Mit Lederfett wurde die Oberfläche noch aufpoliert und wetterfest gemacht.
Was fehlt sind der Handgriff, zwei der Füße, mit denen die Maschine auch am Boden gesichert wird, und der Schlüssel. Diese Teile kann ich zur Zeit nicht ersetzen.
Unterm Strich ist die Erika eine sehr schöne kleine Schreibmaschine im Stil ihrer Zeit. Damit mal im Sommer draussen sitzen und ein paar Zeilen schreiben ist sicher sehr entspannend. Und dafür ist sie auch gedacht, weniger fürs Wohnzimmer.